Meikel Schönweitz, der DFB-Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, führte in seinem Vortrag am letzten Tag des ITK aus, welche Entwicklungen sich im aktuellen Fußball abzeichnen. Außerdem zeigte er auf, wie Zeit, Geld und Gesellschaft den Fußball auf und neben dem Platz beeinflussen und welche allgemeinen Herausforderungen daraus resultieren. Er erläuterte die Wichtigkeit einer gemeinsamen Zielsetzung aller Instanzen des deutschen Fußballs sowie die Maßnahmen, die der DFB zur Zeit unternimmt, um die Herausforderung im deutschen Fußball zu meistern.

Der deutsche Fußball befinde sich in einem Auf- und Ab. Die Betrachtung der Fluktuationen der Leistungen der Nationalmannschaften in den letzten zwei Jahren sei jedoch zu kurzfristig. Um erneut WM-Titel gewinnen zu können, müsse man langfristig denken und die Einflussfaktoren Zeit, Geld und Gesellschaft in die tägliche Arbeit mit den Jugendlichen einzubeziehen. Durch die Zunahme der Geschwindigkeit entstünde eine gesteigerte Hektik auf und neben dem Platz. Die Athletik der Spieler, die Analysemöglichkeiten und das Betrachten von Live-Daten von Spielern würden den Zeit-, Raum- und Gegnerdruck der Spieler auf dem Platz erhöhen. Neben dem Feld würden die neuen Medien zu einem erhöhten Druck führen, da die Spieler und Trainer schnelle Entscheidungen treffen müssten, weil sie dauerhaft unter Beobachtung stünden. Zudem sei es wichtig, die Basisausbildung durch „Trendhopping“ nicht zu vernachlässigen, sondern zu fokussieren.

„Geld regiert die Welt“. Dieses Sprichwort kennt jeder. Meikel Schönweitz bezeichnete die Geldummen, um die es ihm Fußball gehe, als ungesund. Umso mehr Geld fließe, desto mehr würden Entscheidungen wegen des Geldes und nicht wegen der Spieler getroffen. Normalerweise müsse die Frage, was Spieler und Trainer brauchen, im Vordergrund stehen. Danach müsse man passende Wettbewerbe und dazu passende Termine finden. Erst zum Schluss solle das System, also alle, die mit dem Fußball Geld verdienen wie Sponsoren oder die Medien, stehen. Die Realität sehe aber genau anders aus. Das System stünde leider am Anfang.

Durch gesellschaftliche Entwicklungen wie die fehlende Physis der „Playstationgeneration“ fehle den Spielern eine körperliche Abhärtung und sie würden sich öfter verletzen. Auch die Aufnahme von einer Vielzahl von künstlichen Lebensmitteln erhöhe die Verletzungsgefahr. Da Bewegungsabläufe, die Kinder früher im Alltag erlernten wie Rückwärtslaufen oder das Ausführen eines Purzelbaums, heute im Training erlernt werden müssten, bleibe weniger Zeit für Technik- und Taktiktraining. Außerdem seien Kinder nicht mehr in der Lage, Konflikte in einem persönlichen Gespräch zu lösen. Dies verringere die Widerstandsfähigkeit und Disziplin der Spieler. Vorbilder der Jugendlichen seien heutzutage YouTuber oder Influencer, deren Erfolg selten mit harter Arbeit und Geduld in Zusammenhang stehe. Deshalb stünden Trainer der Herausforderung entgegen, mit einer Generation umzugehen, die keine Geduld habe, hart zu arbeiten.

Um erneut WM-Titel zu gewinnen, habe der DFB u.a. das sportliche Leitbild entwickelt. Zusätzlich zu einer Spielvision wurde eine Trainingsvision entwickelt, deren Kernpunkte das Üben und die Förderung von Kreativität seien. Im Kinderfußball laufe ein Pilotprojekt, das Markus Hirte in seinem Vortrag am DIenstag erläuterte. In den U-Nationalmannschaften setze sich das Trainerteam immer als drei Trainertypen zusammen. Die Kompetenzen der drei Trainertypen würden gebündelt, um bestmögliche Leistungen der Spieler zu erreichen. Ein Trainer solle Erfahrung und das Wissen besitzen, wie man gewinnen könne. Ein zweiter solle seine Stärken in der Trainingsplanung und Taktikanalyse haben und somit Ideen entwickeln, wie man gewinnen könne. Der dritte Trainer, der Altersspezialist sein solle, solle sein Wissen einbringen, mit welchen Spielern man es zu tun habe. Eine weitere Chance läge in der Kontinuität. Ein Trainer begleite eine U-Nationalannschaft jeweils 3 Jahre (U15-U17 oder U18-U20). Durch diesen Zyklus, der nach drei Jahren neu beginne, könnten sich Trainer auf Spieler und umgekehrt einstellen und Positionsneid sei nicht mehr vorhanden. Nicht zuletzt betrachte der DFB anderen Nationen und das, was sie gut machen, um neue Ideen für eigene Reformen zu gewinnen.

Der Fokus des DFB läge auf der Verbesserung der Schnelligkeit der Spieler als Reaktion auf aktuelle Entwicklungen im Alltag. Auf dem Spielfeld möchte man den Spielern durch Antizipation, Spielkonzeption und scharfe sowie genau Pässe mehr Zeit verschaffen. Durch „TEAMGEIST“ sollen individuale Qualitäten genutzt werden, um gemeinsame Aufgaben auf und neben dem Platz zu lösen.

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