Zentrales Thema: Optimierung der psycho/physischen Leistungsfähigkeit
Halle/Westf.: Auch in diesem Jahr hat die Verbandsgruppe Westfalen wieder eine differenzierte Fortbildung für die Trainer der 1.- 4. Liga und die NLZ (Nachwuchsleistungszentren) durchgeführt. Franz-Josef Reckels begrüßte 53 Fußball-Lehrer und A-Lizenz-Inhaber. Die Thematik ist bei den Trainern auf große Interesse gestoßen und erfuhr eine gute Diskussionsgrundlage während der gesamten Fortbildung. Neben aktuellen Cheftrainern z. B. von Schalke o4 Domenico Todesco, nahmen auch einige Co-Trainer und Fußball-Lehrer wie Benno Möhlmann, Norbert Meier teil sowie den Trainer der Nachwuchsleistungszentren.
In Theorie und Praxis wurden die Trainer über spezielle Ernährung, intelligente Trainingssteuerung, funktionelles Training und über die Auswirkungen eines optimierten Energiehaushaltes auf die psycho-physische Leistungsfähigkeit der Spieler informiert.
Mit Dr. Dr. Homayun Gharavi konnten wir einen Referenten gewinnen, der direkt von den Olympischen Spielen in Pyeongchang (36 Stunden) unterwegs gewesen ist und seine Fachkompetenz und Begeisterung auf die Trainer in Theorie und Praxis super übertragen konnte. Von Müdigkeit war keine Spur. Er ist Mediziner, Sportwissenschaftler, gründete 2003 die Deutsche Akademie für angewandte Sportmedizin, internationale erfolgreiche Zusammenarbeit mit Nationaltrainern und Weltmeistern in verschiedenen Sportarten, Kritiker etablierter Trainingsmethoden wie Muskeldehnung, isometrisches Stabilisationstraining.
Er ist der Entwickler des 4D Pro-Trainers – und ein ganzheitliches Schlingentrainingssystem, das mittlerweile im Spitzensport, in der Rehabilitation und in der Prävention enorme Akzeptanz erlangt hat. Die praktische Anwendung mit den U17 Spielern von Arminia Bielefeld zeigte wie schnell und einfach die Spieler komplexe Bewegungsstrukturen in kurzer Zeit erlernt haben. In seiner begeisternden Art gelang es Dr. Dr. Homayun Gharavi bei den Trainern aber auch den U17 Spielern die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten mit einem riesigen Spaßfaktor zu verbinden und die Lust auf mehr in spielerischer Form zu vermitteln.
Uwe von Renteln (Ernährungscoach, Dozent, betreut seit 15 Jahren mehrere Olympiastützpunkte, nationale u. internationale Hochleistungssportler) stellte seine in der Praxis sehr erfolgreichen Ernährungsstrategien vor. Neben vielen praxisbezogenen Empfehlungen fand sein Farbschema in der wöchentlichen Anwendung ein sehr großes Interesse und Zustimmung. Mit vier Farben wird der Wochenablauf charakterisiert. Die Spieler erlernen wie Sie individuell Ihr Ernährungsverhalten gestalten können. Das Farbschema umfasst folgende Anordnung: Rot steht für die Lebensmittel: Gemüse, Salat + Pute, Hähnchen, Hack, Rind, Fisch, Käse, Schinken, Ei, Nüsse; Gelb für Quark, Joghurt, Obst, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Brötchen, Müsli, Milchreis, Buttermilch Pute, Hähnchen, Fisch, Schinken; Grün: Trainingsfrei; Blau: Training.
Frank Rossner (Rehatrainer und Physiotherapeut bei RB Leipzig) stellte interessante Aspekte einer intelligenten Trainingssteuerung, optimierten Ernährung bei der praktischen Umsetzung im Spitzenfußball vor. Er beschreibt die Faktoren einer individuellen Belastungstoleranz. Die Trainingsbelastung und die psychische Belastung werden bestimmt von der „Kapazität“ des einzelnen Spielers. Diese „Kapazität“ wird durch die Kompensationsfähigkeit, aktuellen Fitnesszustand, Widerstandsfähigkeit, der Ernährung/Verhalten/Umfeld und die Verletzungshistorie bestimmt. Die Verletzungswahrscheinlichkeit nimmt zu, wenn die Belastung größer wie „Kapazität“ ist. Um die Kapazität des Spielers zu erfassen, ist es notwendig, ein System kontinuierlicher und langfristiger Informationssammlung zu installieren. Die Informationssammlung muss entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen: Entscheidungshilfe für Coaches und Stab für die Trainingsplanung und Trainingssteuerung. Um die Trainings-und Stressbelastung möglichst gut zu erfassen, werden bei RB folgende Parameter gemessen: CK-Werte, subjektive Informationen der Spieler, GPS-Daten und -Cortisol-Werte.
Prof. Dr. Elmar Wienecke stellte die Zusammenhänge eines optimierten Energiehaushaltes auf die psycho-physische Leistungsfähigkeit der Spieler dar. Evidenz basierte retrospektive Studienergebnisse an 789 Spitzensportlern (u. a.125 Profi-Fußballspielern) zeigen mit der 48-Stunden HRV-Messung (Stressindex, pNN50, LF/HF-Ratio) den eindeutigen Zusammenhang eines optimierten Energiehaushaltes auf die psycho-physische Leistungsfähigkeit. Die Berücksichtigung der biochemischen Individualität des einzelnen Spielers ist oberste Priorität. Der Mikronährstoffbedarf der Spieler ist eine individuelle Größe. Wird diese rechtzeitig erkannt bzw. analysiert und korrigiert, so hat dies nachweislich eine elementare positive Auswirkung auf die mentale Leistungsfähigkeit der Spieler.