Der BDFL- VG Nord hat seinen Workshop zusammen mit dem Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften an der Universität Osnabrück durchgeführt. Die Fortbildung unter dem thematischen Schwerpunkt „Was man weiß, was man machen sollte! – Zur Methodenproblematik im Fußballspiel“ fand am 21. September satt.
Unter perfekten Rahmenbedingungen begrüßte der stv. VGV Gerd Rathjen die Teilnehmer u.a. Ralf Loose, Preußen Münster; Alfons Weusthof, SV Meppen; Ibrahim Tanko, Cotrainer unter Volker Finke bei der Nationalmannschaft von Kamerun und übergab das Wort an Dr. Reinhard Jansson (Dozent an der Universität Osnabrück, Arbeitsbereich Sport und Bewegung) der dann den Ablauf der Fortbildungsveranstaltung vorstellte.
Der Tagungsthematik folgend wurde zu Beginn der Methodenbegriff beleuchtet und gegen ähnliche Termini wie Methodik (kann verkürzt umschrieben werden als System der Methoden, die im Fußballspiel angewendet werden) oder Methodenkonzeption (hierzu gehören neben der konkreten Verfahrensweise die Gruppierungs- und Organisationsform, der Einsatz von Medien oder anderen unterstützenden Materialien, das Trainerverhalten u. a.). Es konnte so veranschaulicht werden, dass diese unterschiedlichen Begriffe beileibe nicht synonym zu gebrauchen sind. In dieser einführenden Sensibilisierungsphase wurde den Teilnehmern ebenso deutlich, dass „die“ Methode nicht isoliert zu diskutieren ist, sondern immer nur in einem didaktischen Kontext, in dem die Zielperspektive Ausgangspunkt aller didaktisch-methodischen Entscheidungen ist. Hier wurde auch die Methodenproblematik und die Methodenkompetenz erörtert.
Das „Methodenproblem“ und die für den Trainer wichtige Methodenkompetenz besteht u.a. darin, dass die Methode nicht losgelöst von lernpsychologischen und vor allem didaktischen Fragestellungen diskutiert und ausgewählt werden kann. Diagnostik und die zielführende Umsetzung einer „passgenauen“ Methode gehören unauflösbar zusammen. Es ist keinesfalls so, dass „viele Wege nach Rom“ führen, wie der divergierende Einsatz aus dem Methoden-Potpourri bei kontroversen Diskussionen aus einer mehr subjekt- und erfahrungsorientierten, keinesfalls aber „strukturellen“ Perspektive gerechtfertigt wird. Doch trifft die Diagnostik wirklich zu? Und was nutzt die vermeintlich beste Methode, wenn die Diagnose falsch, die didaktische Analyse unzureichend ist und damit die Zielperspektive verfehlt wird. Leistungssteigerungen, Adaptions- und Lernprozesse lassen sich konsequent nur dann erzielen, wenn die Methode – passend zum Lerngegenstand – auch wirklich nach einem System von Regeln umgesetzt wird. Was in der Trainingswissenschaft zum Training konditioneller Fähigkeiten als „tausendfach“ in der Praxis erprobt und empirisch belegt gelten kann, trifft für andere Zielperspektiven keinesfalls zu. Nach welcher Methode wird der Torschuss, das Freilaufverhalten, der Teamgeist, die Koordination, die Antizipationsfähigkeit usw. trainiert?
Werden diese Trainingsziele alle nach der gleichen Methode entwickelt – und wenn ja, welche verspricht den größten Lernzuwachs, welche ist es genau?
Nach dieser Einführung hatten die Teilnehmer des Workshops in sechs Kleingruppen die Aufgabe, zentrale Befunde dreier ausgewählter Trainingseinheiten (Literaturanalyse) zu diskutieren, konstruktive Methodenkritik zu üben und einen Ausblick der möglichen nachfolgenden Trainingsschwerpunkte zu formulieren. Die Aufgabe sah vor, dass die Teilnehmer zunächst den sachanalytischen Hintergrund zu reflektieren hatten (Ausgangspunkt aller methodischer Entscheidungen ist vorab eine „widerspruchsfrei“ Definition des Lerngegenstandes), um dann den Aufbau der Trainingseinheit, die Methodenkonzeption zu beleuchten (welche Aussagen werden zur Methodenkonzeption formuliert, fehlen Informationen und welche (methodischen) „Regeln“ sollte der Trainer berücksichtigen, wenn eine Trainingseinheit mit einem derartigen thematischen Schwerpunkt konzipiert wird).
Speziell am Beispiel des Taktiktrainings wurde in der intensiven Diskussionsrunde deutlich, dass es unter den Teilnehmern gravierend unterschiedliche Auffassungen gab, wie dieser Lerngegenstand strukturell zu definieren ist und wie er folglich methodisch umgesetzt werden kann bzw. muss. Über ein wissenschaftliches Erklärungsmodell entfaltete Reinhard Jansson sodann die begriffliche und inhaltliche Dimensionen dieser wichtigen Leistungskomponente, um abschließend einen spannenden Überblick der resultierenden Konsequenzen für die praktische Trainingsarbeit zu geben.
Alle Teilnehmer konstatierten in der abschließenden Diskussion auch, dass didaktische Zielperspektiven in den ausgewählten Literaturbeispielen nur unzureichend formuliert werden. Es werden keinerlei Angaben zur Methode und zur Gestaltung der Belastungsstruktur dieser Trainingseinheiten gemacht. Eine Leistungsentwicklung kann in diesen Ansätzen folglich nur ein Wunschdenken sein bzw. bleibt so mehr oder weniger dem Zufall überlassen.
Die vielfältigen Teilnehmerbeiträge können auch durch die Tatsache verdeutlicht werden, dass nur zwei Fallbeispiele abschließend behandelt wurden.
Die Fortbildung wurde von den BDFL-Organisatoren Gerd Rathjen und Helmut Helken sowie Reinhard Jansson vom Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Osnabrück einmal mehr sehr akribisch und mit hohem Engagement organisiert. Sie sorgten neben einem reibungslosen Tagesablauf, zu dem auch ein Mittagessen mit angenehmem Ambiente gehörte, für eine geeignete und konstruktive Atmosphäre, die für die Teilnehmer intensive Arbeitskreise und Diskussionsrunden gestattete. Dafür gebührt dem gesamten Organisationsteam Dank und Anerkennung. Die gesamten Teilnehmer waren mit den Leistungen des Referenten und der Organisation der Fortbildungsveranstaltung in jeder Hinsicht außerordentlich zufrieden.
Bevor der Workshop mit Dr. Reinhard Jansson begann, informierte Gerd Rathjen die anwesenden Trainer über die Fortbildungsveranstaltung der VG Nord am 30. November 2015 in Hamburg sowie über den ITK 2016 in Fulda.
Bild 1: Referent Dr. Reinhard Jansson und stv. VGV Nord Gerd Rathjen
Bild 2: Arbeitsgruppe mit Ralf Loose, Preußen Münster und Alfons Weusthof, SV Meppen