Die Neuausrichtung der Trainerausbildung, die Zukunft des deutschen Fußballs und das „perfekte“ Zweikampfverhalten – der Blick der BDFL-Fortbildungstagung in Schmallenberg richtete sich sowohl auf strukturelle als auch praxisbezogene Themen. Insgesamt rund 70 Trainer*innen haben die Chance genutzt und sich am Montag bei der Regionalen Fortbildungstagung in Schmallenberg, die gemeinsam von den BDFL-Verbandsgruppen Westfalen und Hessen organisiert wurde, fortgebildet.
Bei der Regionalen Fortbildungstagung standen nicht nur ausgewiesene Experten am Rednerpult. Mit Ulf Kirsten, Eckhard Krautzun und einigen weiteren waren auch namhafte Trainer im Teilnehmerfeld vertreten. Insgesamt sprachen Organisatoren wie Teilnehmende von einer gelungenen Fortbildungsveranstaltung des BDFL.
Neuausrichtung der Trainerausbildung
Der Deutsche Fußball-Bund arbeitet an der Neuausrichtung der Ausbildung von Trainer*innen. Im Mittelpunkt aller
Überlegungen rund um diese Neuausrichtung steht die Persönlichkeit der Trainer*innen. „Jeder hat seine eigene Trainerpersönlichkeit, die er mitbringt, um mit seinen Spielern zu arbeiten. Das wollen wir akzeptieren und damit arbeiten“, erklärte Maik Halemeier, DFB-Ausbilder, Abteilung Trainer Aus-, Fort- und Weiterbildung und stv. Verbandsgruppen-Vorsitzender Westfalen des BDFL, in seinem Vortrag, der den Auftakt zur Fortbildungstagung in Schmallenberg bildete. Ändern soll sich vor allem der Ort und die Vorgehensweise der Trainerausbildung auf allen Lizenzstufen. So soll die Ausbildung nicht mehr ausschließlich in den Sportschulen, sondern im Verein stattfinden, sodass während der Ausbildung Präsenzphasen in der Gruppe stattfinden, die Anwendungszeit aber in den Trainingsalltag im Verein fällt. „Das Anwenden der Lehrgangsinhalte im Arbeitsumfeld, mit der Mannschaft ist uns ganz wichtig. Das Entscheidende hinter all unserer Überlegungen ist nämlich, dass Trainerinnen und Trainer den Trainerjob wirklich lernen sollen!“, erläuterte Halemeier. Doch nicht nur die Umsetzung und Inhalte der DFB-Lizenztrainerausbildungen soll sich verändern. Auch an der Struktur der Lizenzstufen schraubt der DFB. Deshalb sprach Halemeier im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung in Schmallenberg von „grundlegenden Veränderungen“ im deutschen Trainerwesen.Diskussionsrunde mit Ruhnert, Rutemöller und Co.
Veränderte Anforderungen an Trainer*innen, die Talentausbildung und die Arbeit der Trainer*innen an der Basis – diese Schwerpunktthemen wurden im Rahmen der Podiumsdiskussion zum Thema „Die Zukunft des deutschen Fußballs – zurück in die Weltspitze?!“ fundiert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert: Vom Profitrainer bis zum Stützpunktkoordinator waren insgesamt fünf Experten in der Gesprächsrunde moderiert von Sascha Eickel, U19-Trainer Borussia Mönchengladbach und stv. Verbandsgruppen-Vorsitzender Westfalen des BDFL, vertreten. Einig waren sich alle bei der Feststellung, dass vor allem im Kinder- und Jugendbereich an der Basis gutes Training von gut ausgebildeten Trainerinnen und Trainern angeboten werden müsse. Nur so könne man das Potenzial der Talente auch ausnutzen. „Die besten Trainer müssen den Nachwuchs trainieren“ – so das Credo. Meinungsstark präsentierte sich der Geschäftsführer Sport des 1. FC Union Berlin, Oliver Ruhnert: „Es gibt einen Denkfehler. Wir fangen mit der Ausbildung nicht dort an, wo wir anfangen müssen. Wir bilden nicht dort aus, wo die meisten Kinder in den Vereinen spielen, nämlich an der Basis. Das ist ein großes Problem.“ Ähnlich äußerte sich Ex-Profi und heutiger Geschäftsführer Sport-Konzept GmbH Ingo Anderbrügge: „Mein Wunsch ist, dass vom großen Topf des Fußballs mehr an der Basis ankommt. Wenn die Vereine sich professionalisieren könnten und ein Dorfverein einen oder zwei gut ausgebildete Trainer einstellen würde, dann würden die Kinder besser ausgebildet werden. Wir sollten die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen nicht dem Zufall überlassen!“
Die Runde war außerdem der Meinung, dass genügend Talente im hohen Juniorenalter vor dem Sprung in den Seniorenbereich vorhanden sind. Der letzte, finale Schritt in die Profimannschaften sei aber der entscheidende und der schwierigste. Dies spiegelt sich auch in Statistiken wider: Deutsche U21-Spieler machen insgesamt nur drei Prozent aller Profispieler der ersten und zweiten Bundesliga aus. „Wir müssen mutiger werden, auch junge Spieler in der Bundesliga spielen zu lassen. Wenn wir da keine Vorgaben machen, wie das aussehen soll, wird es aber wohl keine Veränderungen geben“, vermutet Ruhnert. Zu groß sei der Erfolgsdruck, der auf Profitrainern laste. Raum dafür, jungen Spielern Einsatzzeit und damit Chancen zur weiteren Entwicklung zu geben, bestehe kaum. Insgesamt aber „können wir stolz auf unsere Nachwuchsspieler sein“, stellte Erich Rutemöller, der ehemalige Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung, heraus. Auch Frank Wormuth, Rutemöllers Nachfolger als Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung und heutiger Trainer der niederländischen Profimannschaft Heracles Almelo, ist der Auffassung, dass das Nachwuchsproblem in Deutschland nicht so groß sei wie es aktuell dargestellt werde. „Wir haben gute Fußballer herausgebracht. So viele andere Länder beneiden uns um unser System. Ich finde: In Deutschland sind wir gut dabei“, äußerte sich Wormuth. Ihm pflichtete DFB-Stützpunktkoordinator Kai Timm bei: „Wir haben genug gute Jungs! Wir sollten positiv bleiben und dafür sorgen, dass unsere Kinder weiterhin Spaß am Fußball haben.“
Das „perfekte“ Zweikampfverhalten – Vortrag und Praxisdemo von Frank Wormuth
„Eigentlich waren wir doch eines der besten Länder im Zweikampf – und trotzdem spielen wir nicht mehr zu null“, sagte Frank Wormuth und leitete damit das Thema seines Vortrags „Das ‚perfekte‘ Zweikampfverhalten“ ein. Wormuth stellte in gewohnt klarer Sprache richtiges Zweikampfverhalten in unterschiedlichen Spielsituationen vor und unterstrich seine Ausführungen jeweils mit Videosequenzen aus dem Spielbetrieb seiner Profimannschaft Heracles Almelo.
Nach den theoretischen Ausführungen zu den Zweikampf-Grundtechniken anlaufen, stellen, Tempo aufnehmen, lenken, Ballbeobachtung – von Wormuth prägnant als ASTLB bezeichnet – ging es auf den Platz. Mit unterschiedlichen Aufwärm-, Übungs- und Spielformen demonstrierte Wormuth mit der Demogruppe, einer Junioren-Regionalauswahl, einige Möglichkeiten, das Zweikampfverhalten der Spieler*innen zu verbessern.
Dank an Referenten, Verein und Stadt
Der Dank der BDFL-Organisatoren um den Verbandsgruppenvorsitzenden Franz-Josef Reckels galt vor allem den Referenten und Diskussionsteilnehmern sowie der Stadt Schmallenberg und dem SV Schmallenberg/Fredeburg für die Bereitstellung der Räumlichkeiten bzw. des Platzes. Der nagelneue Kunstrasenplatz in Schmallenberg war erst vergangene Woche eingeweiht worden. Die Firma Falke übernahm zudem den Shuttleservice von der Stadthalle Schmallenberg zum Sportgelände des SV Schmallenberg/Fredeburg.
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mst