Kultur der Offenheit
„Ich bin sehr begeistert von der Atmosphäre in der Gruppe! Gleich am Anfang wurden wir alle aus unserer Komfortzone gelockt. Jeder einzelne war direkt in Aktion. Die Ausbilder haben es durch diese Herangehensweise geschafft, von Beginn an eine Kultur innerhalb der Gruppe zu schaffen, die extrem offen ist, sodass es sofort zu einem Austausch auf allen Ebenen gekommen ist“, schildert Jonas Stephan die ersten Eindrücke des Pro Lizenz-Lehrgangs.
Seit Ende Februar haben bereits drei Maßnahmen stattgefunden: Jeweils drei Tage lang kamen die Pro Lizenz-Anwärter*innen in Frankfurt, Köln und Freiburg zusammen und erlangten dabei auch Einblicke in die Vereinsstrukturen und Nachwuchsleistungszentren von Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln und dem SC Freiburg und nutzten die Trainingsgelände zu Praxiseinheiten mit den Jugendmannschaften. An jedem der Standorte kamen außerdem die Bundesligatrainer der jeweiligen gastgebenden Vereine – Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt), Steffen Baumgart (1. FC Köln) und Christian Streich (SC Freiburg) – mit den Lehrgangsteilnehmer*innen ins Gespräch, sodass die Trainer*innen tiefe Einblicke in den Alltag von Profitrainer*innen erhielten. Bei den gemeinsamen Gesprächen gaben Glasner, Baumgart und Streich teils ganz persönliche Einblicke in ihre Trainerarbeit, ihren Führungsstil und den Umgang mit herausfordernden Situationen des Traineralltags. „Die Lehrgangstage waren sehr intensiv und sehr eindrucksvoll. Gerade aus den Gesprächen mit den Bundesligatrainern habe ich Inspiration gezogen. Ein wichtiges Stichwort war ‚Klarheit‘: Sich den Anforderungen klar sein, die an einen gestellt werden, aber auch Klarheit in den eigenen Prinzipien: Für welchen Fußball möchte ich stehen? Wie möchte ich eine Mannschaft führen? Wie wirke ich in gewissen Situationen? Das war extrem interessant“, freut sich Stephan über den Blick in die Gedankenwelt der Bundesligatrainer und die Denkanstöße, die durch die Gespräche aufgeworfen wurden.
Jonas Stephan beim Coaching während des Pro-Lizenz-Lehrgangs.
Foto: DFB / Getty Images
Jonas Stephan nimmt mit dem Handy die Ansprache seines Lehrgangskollegen auf. Foto: DFB / Getty Images
Wirkung, Coaching, Feedback
Rein inhaltlich standen bislang die Themen Präsentieren, organisierte Defensive und Offensive an. „Dabei geht es vor allem darum, uns Handwerkszeug für unsere eigene Arbeit an die Hand zu geben. Ich habe meinen eigenen Stil. Diese Individualität ist gefordert und wird gefördert. In der Vermittlung geht es weniger um konkrete Trainingsformen, sondern wir beschäftigen uns übergeordnet mit dem Thema Trainingseinheit. Der Mehrwert liegt vor allem darin, dass ich mich mit absoluten Experten über einzelne Inhalte, aber auch mein Auftreten und meine Wirkung als Trainer austauschen kann“, erklärt der 30-jährige Stephan und betont: „Grundsätzlich kommt viel aus der Gruppe und entsteht aus dem Feedback, das wir uns gegenseitig geben. Das ist ein Austausch auf Augenhöhe.“
Spürbare Demut
Dabei spielt es für Stephan keine Rolle, ob er als Cheftrainer eines A-Junioren-Bundesligisten mit Fabian Hürzeler, Co-Trainer von Zweitligist FC St. Pauli, oder mit Danny Röhl, Co-Trainer der A-Nationalmannschaft, über Spielprinzipien, Führungsstile und Coachingverhalten diskutiert. „Wir arbeiten alle in unterschiedlichen Rollen und haben bisher unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Dadurch können wir alle voneinander lernen“, ist sich der 30-jährige Stephan sicher. Um einen möglichst konstruktiven Austausch sicherzustellen, wurden zu Beginn der Pro Lizenz-Ausbildung Feedback-Regeln aufgestellt, die sich schnell zur Grundlage des Umgangs unter den Trainerkolleg*innen entwickelt haben. Ebenso sind alle Teilnehmer*innen der Pro Lizenz-Ausbildung laut Stephan in ihrer Demut vereint: „Für alle ist der Stellenwert dieses Lehrgangs unglaublich hoch. Hier dabei sein zu dürfen, ist für alle von uns eine tolle Geschichte. Jeder und jede Einzelne investiert sehr viel – auch in den Wochen, in denen wir nicht vor Ort sind. Die Aufgaben, die wir einreichen, versuchen alle auf dem höchstmöglichen Niveau auszuarbeiten.“
Neben Daniel Niedzkowski, dem Leiter der Pro Lizenz-Ausbildung, und Patrick Grolimund, stellvertretender Leiter der Pro Lizenz-Ausbildung, haben die Sportpsycholog*innen Werner Mickler und Babett Lobinger sowie Brendan Birch, Dennis Weiland und Lukas Sander die Teilnehmer*innen in deren Pro Lizenz-Ausbildung begleitet. „Die Ausbilder haben es geschafft, auf jeden und jede individuell einzugehen und eine extrem offene Feedbackkultur zu etablieren“, lobt Stephan das DFB-Lehrpersonal: „Unsere Ausbilder*innen arbeiten mit einer großen Akribie, die davon zeugt, wie intensiv sie sich mit Fußball beschäftigen. Auf jede Frage und zu jeder Anregung kann eine passende Videosequenz gezeigt werden, durch die wieder neue Gespräche und letztlich Erkenntnisse resultieren. Das ist einfach klasse.“
| Für alle ist der Stellenwert dieses Lehrgangs unglaublich hoch. Hier dabei sein zu dürfen, ist für alle von uns eine tolle Geschichte. Jeder und jede Einzelne investiert sehr viel. |
Nach diesem für Stephan ausschließlich positiven Start in die Pro Lizenz-Ausbildung folgt bereits Ende April der nächste viertägige Lehrgang, von dem der Cheftrainer von A-Junioren-Bundesligist Chemnitzer FC erneut berichten wird – in Teil 3 des Pro Lizenz-Tagebuchs.
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mst