Die Zielsetzung von Ruttersteiners Vortrag war, den Trainern neue Ideen zu präsentieren, die sie auf dem jeweiligen Niveau ihrer eigenen Mannschaft umsetzen können. Die Benchmarks, in denen die vorgestellten Trends zu beobachten seien, seien die Champions League, die Europa League, die Conference League und die fünf Top-Ligen Europas. Folgende Fragen standen dabei im Vordergrund: Wie wird auf höchstem Niveau gespielt? Wie wollen wir spielen? Was sind die Konsequenzen für unser Training und unsere Ausbildung?
Grundlegender Trend: Taktische Flexibilität
Ein grundlegender Trend im internationalen Fußball ist taktische Flexibilität, erklärt Ruttensteiner. Vereine, wie der Sportclub Freiburg, die oft die Außenseiterrolle und eine vermeintlich schwächere Besetzung als ihre Gegner haben, müssen sich einen taktischen Vorteil herausarbeiten. Dazu sei es notwendig, die Formation innerhalb und außerhalb des Ballbesitzes und während des Spiels zu wechseln, um sich an den Gegner anzupassen. Dabei bestehe jedoch die Gefahr, sich zu viel am Gegner zu orientieren und dadurch die eigene Spielidee zu vergessen. Dem Wechsel von Positionen, der eine gezielte Ausbildung erfordert, kommt im Profifußball eine immer größer werdende Rolle zu. Dabei müssen die Positionsaufgaben erfüllt und eine Gegenstrategie im Falle eines Ballverlustes entwickelt sein.
Der Goal Kick, der Abstoß, wird im europäischen Spitzenfußball zum Großteil kurz ausgeführt. Ein Fehler im Spielaufbau wird bei hohem Pressing jedoch meistens direkt bestraft. Deshalb kann ein kurz ausgeführter Abstoß Risiko oder Chance gleichermaßen sein. Ebenfalls geprägt von Flexibilität ist die Ausführung von Standards, die für Überraschungen bei der verteidigenden Mannschaft sorgen soll. Insgesamt wird mehr Wert auf die Positionierung der Spieler beim zweiten Ball gelegt, um Konter zu verhindern und auf diesem Weg zum Torabschluss zu kommen.
Modernes Verteidigen findet in der Regel im Raum statt. Doch auch in der Defensive ist eine taktische Flexibilität notwendig. Die Tendenz geht in eine Richtung, in der Mannorientierung beim hohen Anlaufen an Bedeutung gewinnt. Ruttensteiner nennt mit RB Salzburg und dem FC Valencia zwei Mannschaften, die erfolgreich zunehmend mannorientiert verteidigen. Große Lücken bei Mannorientierung in der Defensive werden jedoch durch Kreuzen und Positionswechsel der Stürmer aufgerissen.
Die meisten Tore werden im Strafraum nach Spiel in die Tiefe über den Flügel mit anschließender Hereingabe erzielt. Die Anzahl der Tore nach Weitschüssen außerhalb des 16-Meter-Raums ist zurückgegangen.