Das große Interesse im Vorfeld der Regionalen Fortbildungstagung der Verbandsgruppe Westfalen des BDFL im SportCentrum Kamen-Kaiserau hatte einen guten Grund, das Programm und seine Referenten. Harold Kreis, Cheftrainer der Düsseldorfer EG, und Axel Zehle, Sportpsychologischer Coach von Fortuna Düsseldorf und der DEG, waren in der Sportschule Kaiserau zu Gast. Beide sind ein funktionierendes und erfolgreiches Duo, das spürten alle in den gut vier Stunden.
Harold Kreis kann eine besondere Karriere vorweisen. Er ist seit April 2018 Chefcoach der DEG, seit mehr als 20 Jahren Trainer, hat 180 Länderspiele absolviert und 888 Pflichtspiele für den Mannheimer ERC. Er war mehrfach Schweizer und Deutscher Meister. Mit Kreis hatte die Verbandsgruppe Westfalen des BDFL nach den früheren Hockey- und Handball-Bundestrainern Markus Weise und Martin Heuberger zum dritten Mal einen Spitzentrainer einer anderen Mannschaftssportart zu Gast, um den anwesenden Trainer*innen somit den wichtigen Blick über den Tellerrand des Fußballs zu gewährleisten.
Fünf Bausteine einer funktionierenden Mannschaft
Die Auffassung, dass die Führung eines Teams, der Umgang mit Menschen und die Psychologie noch Potenziale für Leistungsverbesserungen bieten, hat sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr durchgesetzt. Alles Aufgabenbereiche eines Trainers, die ihm in früheren Jahren nicht selten als Schwäche ausgelegt wurden.
Wie lassen sich die Potenziale der „weichen“ Faktoren denn nun heben? Wie ist das im Eishockey, wie wird dort geführt, begleitet und entwickelt? Sind die Eishockeyspieler so hart wie der Sport rüberkommt oder verbergen sich hinter den Visieren und der dicken Montur nicht selten auch sensible Menschen?
Harold Kreis ging mit seinem Referat „Die 5 Bausteine einer funktionierenden Mannschaft – Leadership im Eishockey“ auf alle Fragen ein und erläuterte seinen Weg, seinen Umgang mit den Spielern und der Mannschaft.
Die 5 Bausteine lauten:
- Vertrauen (Trust)
- Konflikte (Conflict)
- Engagement (Commitment)
- Rechenschaftspflicht/Verantwortung (Accoutability)
- Glauben/Überzeugung (Belief).
Zu Beginn seines Vortrages und immer wieder betonte Kreis das Vertrauen als Grundlage jeder menschlichen Zusammenarbeit, es beschleunige nach seiner Erfahrung die Entwicklung. Harold Kreis hinterließ Eindruck bei allen Teilnehmer*innen, als Mensch und erfahrener Top-Coach.
Prozessmanagement zur Weiterentwicklung
Axel Zehle überzeugte gleichermaßen mit seinem Thema „Teamführung im Hinblick auf komplexer werdende Anforderungen im Profi-Fußball“. Axel Zehle ist seit nunmehr 11 Jahren sportpsychologischer Coach der Düsseldorfer Fortuna und seit drei Jahren in gleicher Funktion an der Seite von Harry Kreis bei der DEG tätig.
Ein übergeordnetes Ziel sei es, das vorhandene Potenzial zu bestmöglicher Leistung zu entwickeln. Das sei ein fortwährender Prozess. Er erläuterte sein „Prozessmanagement“, sprach von zwei „Missionen“: Zum einen dem Ziel, der beste Spieler zu werden, der der jeweilige Spieler sein kann… und andererseits eine Top-Teamkultur zu entwickeln (das geilste Team werden…). Er belegte seine Feststellungen immer wieder mit Erfahrungen aus der Praxis. Im Weiteren ging er auf die Personalführung und neuere Führungsstile ebenso ein wie auf das Stressmanagement.
Im Anschluss an die beiden Vorträge und nach Vorbereitung in Kleingruppen rundete eine kontroverse Diskussion die Fortbildung ab. Es entwickelte sich ein lebhafter interaktiver Dialog zwischen den Referenten und den Trainer*innen. Als Moderator fungierte Gerd Krickhahn, Psychologe und ehemaliger Führungskräftetrainer bei der Polizei.
Es war eine gelungene Fortbildung, da waren sich alle Teilnehmenden einig. Die hohe Aufmerksamkeit und das erfreuliche Einbringen in die Reflexion sowie Diskussion waren deutliche Indizien. Die Trainer*innen, unter ihnen Frank Kramer (Cheftrainer Arminia Bielefeld), Peter Hermann (Co-Trainer U20-Nationalmannschaft) und Edin Terzic (Technischer Direktor Borussia Dortmund) haben, wie häufig gesagt wird, einiges für ihre jeweiligen Tätigkeiten mitgenommen. Dieses Mal sicherlich mehr als gewöhnlich.
Franz-Josef Reckels