Danny Röhl wird als Assistenztrainer den Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft erweitern. Der 32 Jahre alte Inhaber der UEFA-A-Lizenz war zuletzt Co-Trainer des neuen Bundestrainers Hansi Flick beim FC Bayern München und bildet mit Marcus Sorg ab August das neue Assistenztrainer-Duo der DFB-Auswahl. Der gebürtige Zwickauer, der seit 2016 Mitglied des BDFL ist, hat einen Vertrag bis Sommer 2024 unterschrieben. BDFL-Verbandsreferentin Melina Stock hat sich mit dem neuen Assistenztrainer der Nationalmannschaft zu seiner neuen Aufgabe unterhalten.

Melina Stock: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Aufgabe. Assistenztrainer der deutschen Nationalmannschaft: Wie hört sich diese Berufsbezeichnung für dich an?

Danny Röhl: Das ist ein super Schritt, den ich jetzt machen darf. Für die Nationalmannschaft, für das eigene Land zu arbeiten, ist etwas Besonderes. Nach Bayern München ist es eine tolle Chance, wieder eine ganz andere Facette kennenlernen zu dürfen. Ich habe mit RB Leipzig, dem FC Southampton und dem FC Bayern München bei drei guten Vereinen gearbeitet. Jetzt freue ich mich auf eine neue, spannende Aufgabe.

"Das wird eine richtig gute Sache!"

MS: Worauf freust du dich an deiner neuen Aufgabe am meisten?

DR: Zum einen natürlich darauf, dass ich mit den besten deutschen Spielern zusammenarbeiten darf. Zum anderen ist es eine tolle Aufgabe, wenn man sein eigenes Land vertritt. Ich denke auch, dass die Arbeit sehr vielfältig ist und dass man viele tolle Leute kennenlernt, mit denen man sich austauschen kann. Ich glaube, dass es eine richtig gute Sache wird!

MS: Wo genau werden deine Aufgaben im Trainerteam der Nationalmannschaft liegen?

DR: Wir sind gerade dabei zu planen und zu strukturieren, wie wir uns das IMG 20210707 WA0002Beim Training ist Danny Röhl in seinem Element. Foto: FC Bayern München.vorstellen. Es wird sicherlich verschiedene Bereiche geben, in denen ich arbeiten werde. Zum einen wird die Trainingsplanung und die Trainingsumsetzung ein großes Thema sein. Auch der Bereich Feedbackgespräche, individuelle Gespräche, die man mit den Spielern führt. Dann kommt noch das Scouting für den Kader hinzu, das ein Thema sein wird.

MS: Was sind deine Stärken als Trainer – und wie kannst du diese für die Nationalmannschaft am besten einsetzen?

DR: Meine Stärken sind auf der einen Seite die Trainingsgestaltung und Trainingsplanung: Trainingsübungen konzipieren, um gewisse Schwerpunkte zu trainieren. Seit Beginn meiner Trainertätigkeit habe ich auch einen gewissen Blick für Spielsituationen entwickelt. Ich denke auch, dass ich es im zwischenmenschlichen Bereich schaffen kann, die Jungs immer wieder abzuholen. Ich bin ja auch noch nicht so alt (lacht). Ich denke, dass ich einen ganz guten Draht zu den Jungs aufbauen kann, weil man auch vom Alter her nicht so weit auseinanderliegt.

IMG 20210707 WA0001Danny Röhl. Foto: FC Bayern München.MS: Durch deine Stationen im Profivereinsfußball – in Leipzig, Southampton, München – kennst du viele der aktuellen Nationalspieler bereits. Inwieweit erleichtert es die Einarbeitung in die neue Aufgabe, dass du viele der Spieler schon kennst?

DR: Es ist auf jeden Fall eine große Erleichterung, dass ich viele Spieler schon kenne – seien es Spieler von RB Leipzig wie zum Beispiel Lukas Klostermann oder natürlich Spieler von Bayern München, die eine komplette Achse bilden. Das sind alles Spieler, die ich schon kenne und von denen ich weiß, wie sie ticken. Ich weiß, wo ihre Stärken liegen, aber auch, wo sie sich noch weiterentwickeln können. Das macht natürlich den Zugang leichter, wenn man mit vielen Spielern zusammenarbeitet, mit denen man schon erfolgreich war. Aber ich freue mich auch sehr darauf, die anderen guten deutschen Spieler kennenzulernen, mit denen ich noch nicht zusammenarbeiten durfte, und einen Bezug zu ihnen aufzubauen.

Verhältnis zu Flick von Wertschätzung geprägt

MS: Neben vielen Spielern hast du auch mit dem neuen Bundestrainer Hansi Flick beim FC Bayern München zusammengearbeitet. Wie verlief dort die Zusammenarbeit mit ihm?

DR: Die Arbeit mit Hansi Flick hat sich durch ein großes Vertrauen ausgezeichnet, das er in seinen gesamten Trainerstab setzt, durch offene Kommunikation und eine enorme Wertschätzung dem Trainerstab und den Mitarbeitern gegenüber. Das gepaart mit einer hohen Fußballkompetenz und einem Umfeld, in dem jeder seine Meinung kundtun durfte. Das waren die großen Punkte, durch die wir in den letzten zwei Jahren eine super Zusammenarbeit im Trainerteam geschaffen haben.

MS: War diese gute Zusammenarbeit für dich ausschlaggebend, Hansi Flick als dessen Assistenztrainer zum DFB zu folgen?

DR: Definitiv. Das war ein großer Punkt, den ich in Betracht gezogen habe. Man kennt sich, man mag sich und man weiß auch, wie der andere tickt. Man weiß schon, wie sich der andere in einer Stresssituation verhält und wie man dann miteinander umgeht. Wir haben einige Niederlagen zusammen erlebt, aber v.a. eine sehr erfolgreiche Zeit in München gehabt. Das verbindet einen schon sehr. Es ist etwas Außergewöhnliches, dass ein Cheftrainer seinem Trainerteam so eine große Wertschätzung entgegenbringt, das schätze ich sehr.

MS: Wo du gerade Erfolge und Misserfolge ansprichst: Wie sehen denn deine Zielsetzungen mit der Nationalmannschaft aus?

DR: Nach der EM ist es sicherlich wichtig, dass uns der Neustart gelingt. IMG 20210707 WA0003 1Danny Röhl mit Leroy Sané. Foto: FC Bayern München.Wir wollen vor allem die sieben Spiele in der WM-Qualifikation erfolgreich bestreiten, die noch in diesem Jahr stattfinden, und uns für die WM qualifizieren. Momentan sind wir in der WM-Qualifikation nur Dritter. Deshalb ist es jetzt ganz wichtig, erst einmal die sportliche Grundlage zu legen für weitere Zielsetzungen. Daneben geht es darum, gewisse Dinge zu verändern und neuen Input in die bestehenden Strukturen hereinzubringen. Ich denke, es ist ganz wichtig, einen Draht zu den Spielern aufzubauen und jeden einzelnen abzuholen.

"Spieler haben enorme Qualität"

MS: Gerade wenn man nur wenig Zeit mit den Spielern hat, die die meiste Zeit in ihren Vereinen sind, stelle ich mir diese Aufgabe herausfordern vor.

DR: Die Voraussetzungen der Arbeit in der Nationalmannschaft unterscheiden sich deutlich zu denen im Verein. In der Vorbereitungsphase hat man meist vier bis sechs Wochen zum Kennenlernen, während der Saison hat man viele Spiele, Trainingseinheiten und viele Videositzungen, in denen man die Jungs noch besser kennenlernt und auch viel mehr Zeit hat, sie zu entwickeln. Die hohe Kunst ist, eine gute Atmosphäre in der Nationalmannschaft zu schaffen mit einem großen Glauben an das, was die Spieler können. Denn die Jungs haben eine enorme Qualität.

MS: Danny, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei deiner neuen Aufgabe!

DR: Dankeschön.

mst