Die Bundesliga-Saison 2020/21 ist zu Ende. Der FC Bayern München hat in souveräner Weise seinen 31. Meistertitel eingefahren, während die traditionsreichen und einst so erfolgreichen Teams des FC Schalke 04 und Werder Bremen den bitteren Gang in die 2. Liga antreten mussten. Der 1. FC Köln hat sich über die Relegation im deutschen Oberhaus gehalten. Doch wie lief die Saison aus Trainersicht? Wer wurde entlassen? Wer überraschte mit seinem Team die Liga? Wer sorgte mit seinem Wechsel für Wirbel? Ein Rückblick.
Die Titelgewinner
Hansi Flick und der FC Bayern München haben auch in der Saison 2020/21
den Meistertitel in die bayrische Landeshauptstadt geholt. Für den Rekordmeister war es die neunte Meisterschaft in Folge und für Flick der insgesamt siebte Titel während seiner anderthalbjährigen Amtszeit beim FC Bayern München. Bereits im September hatte der FCB mit dem Gewinn des DFL-Super-Cups die erste Trophäe der Saison eingefahren. Im Oktober 2020 wurde Flick von der UEFA als Europas Trainer des Jahres ausgezeichnet und landete bei der FIFA-Wahl zum Welttrainer auf Rang zwei hinter seinem deutschen Trainerkollegen Jürgen Klopp, beide Mitglieder des BDFL.Als Meisterschaftskandidat war auch Borussia Dortmund in die Saison gestartet. In der Bundesliga sollte es allerdings nur zu Platz drei reichen. Dennoch blieben die Borussen mit ihrem Trainer Edin Terzic nicht ohne Titel: Borussia Dortmund siegte im DFB-Pokalfinale gegen Julian Nagelsmanns RB Leipzig mit 4:1. Für Terzic war der DFB-Pokalsieg der erste Titelgewinn als Trainer einer Profimannschaft. Der 38-Jährige war erst im Dezember 2020 nach Lucien Favres Entlassung vom Co- zum Cheftrainer der Schwarz-Gelben befördert worden.
Die Überraschungen
Positiv überrascht haben in der vergangenen Saison vor allem zwei Trainer mit ihren Teams: Pellegrino Matarazzo mit Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart und Bo Svensson, der mit dem 1. FSV Mainz 05 eine unfassbare Aufholjagd hinlegte und aus der Abstiegszone als fünftbeste Mannschaft der Rückrunde bis auf dem zwölften Platz führte. Der VfB Stuttgart beendete die Saison nicht nur auf einem einstelligen Tabellenplatz, sondern überzeugte vor allem mit seinem Spiel: Unbekümmert, selbstbewusst und temporeich trat der Aufsteiger unter der Leitung von Cheftrainer Matarazzo auf und wusste auch immer wieder Top-Teams zu ärgern, wie etwa Borussia Dortmund beim furiosen 5:1-Sieg.
Mit viel Mut und Leidenschaft trat auch der 1. FSV Mainz 05 unter Bo Svensson auf. Der ehemalige Spieler der 05er übernahm die Mannschaft Anfang Januar als Tabellenvorletzter mit gerade einmal sechs gesammelten Punkten aus 14 Spielen. Unter Svensson holten die Mainzer in den verbliebenen 20 Partien noch 33 Punkte und kletterten auf Tabellenplatz zwölf. Sogar absolute Spitzenmannschaften konnte die Svensson-Elf ärgern: RB Leipzig (2.) und den VfL Wolfsburg (4.) rangen die Mainzer jeweils mit 3:2 nieder.
Die Neuerungen im Trainergeschäft
Einige Trainer und deren Wechsel haben in der zurückliegenden Saison für Aufregung gesorgt: Ausstiegsklauseln, Leihtrainer und millionenschwere Ablösesummen – all das hatte es so vor der Spielzeit noch nicht gegeben. Adi Hütter (Eintracht Frankfurt) und Marco Rose (Borussia Mönchengladbach) verkündeten während der Rückrunde ihre Abschiede aus Frankfurt bzw. Mönchengladbach, Oliver Glasners Abgang aus Wolfsburg wurde erst nach dem letzten Spieltag bekannt. Dabei hatten alle drei Trainer Verträge über die Saison hinaus. Möglich geworden sind Hütters Wechsel nach Gladbach, Roses Wechsel zu Borussia Dortmund und Glasners Wechsel zu Eintracht Frankfurt durch entsprechende Ausstiegsklauseln in deren Verträgen. „Der eine oder andere Trainer und die jeweiligen Berater haben sich den ‚Spielregeln‘ des Fußballgeschäfts angepasst, die hinsichtlich der Spielerverträge schon lange gelten. Wenn man will, kann man darin ein Zeichen von Stärke der Trainer sehen, die nicht mehr allein das Heft des Handelns den Clubs überlassen wollen“, beschreibt BDFL-Präsident Lutz Hangartner die Vorzüge von Ausstiegsklauseln in Trainerverträgen. Diese hatte es bislang ebenso wie das Leihgeschäft nur bei Spielern gegeben.
Bayer 04 Leverkusen führte die Leihe mit der Verpflichtung von Hannes
Wolf nun ins Trainerwesen ein. Denn Wolf war bei seiner Verpflichtung im März Trainer der deutschen U18-Nationalmannschaft. Nach getaner Arbeit in Leverkusen kehrt Wolf nun als U19-Trainer zum DFB zurück. Für Aufsehen gesorgt hatte zudem der Wechsel Julian Nagelsmanns von RB Leipzig zum FC Bayern München, wo er Hansi Flick als Cheftrainer zur neuen Saison ablösen wird. Für den neuen Coach hat der FCB tief in die Tasche gegriffen. Mit rund 25 Millionen Euro ist Nagelsmanns Wechsel von Leipzig nach München der teuerste Trainertransfer überhaupt im internationalen Fußball.Die Entlassungen
Trainerwechsel gab es in dieser Saison reichlich, insgesamt zwölf an der Zahl. „Wir als Bund Deutscher Fußball-Lehrer beobachten diese Entwicklung natürlich mit Sorge. Wenn bei der kleinsten sportlichen Krise stets der Trainer entlassen wird, ist das von Seiten der Vereinsführung in den meisten Fällen nichts anderes als Aktionismus“, bezieht BDFL-Präsident Hangartner Stellung und erklärt weiter: „Wenn der Großteil der Saison bereits gespielt ist und ein Team im Abstiegskampf unter Druck steht, kann ein Trainerwechsel ein probates Mittel sein, um noch einmal neuen Schwung zu bringen. Was wir aber kritisieren, sind die Menge und vor allem die Zeitpunkte der Trainerentlassungen. Wir hatten in dieser Spielzeit schon nach zwei Spieltagen die ersten beiden Fälle, als Achim Beierlorzer in Mainz und David Wagner auf Schalke entlassen wurden. Niemand kann nach zwei Spieltagen ernsthaft behaupten, eine Fehlentwicklung zwischen Trainer und Mannschaft erkennen zu wollen.“
20/21 hat der FC Schalke mit fünf unterschiedlichen Cheftrainern den größten Verschleiß zu verzeichnen, beim 1. FSV Mainz 05 saßen in der abgelaufenen Saison vier unterschiedliche Trainer auf der Bank.
Alle Trainerwechsel während der Saison im Überblick:
David Wagner; FC Schalke 04, 27. September 2020 (nach dem 2. Spieltag)
Achim Beierlorzer; 1. FSV Mainz 05, 28. September 2020 (nach dem 2. Spieltag)
Lucien Favre, Borussia Dortmund, 13. Dezember 2020 (nach dem 11. Spieltag)
Manuel Baum, FC Schalke 04, 18. Dezember 2020 (nach dem 12. Spieltag)
Jan-Moritz Lichte, 1. FSV Mainz 05, 28. Dezember 2020 (nach dem 13. Spieltag)
Bruno Labbadia, Hertha BSC Berlin, 24. Januar 2021 (nach dem 18. Spieltag)
Christian Gross, FC Schalke 04, 28. Februar 2021 (nach dem 18.Spieltag)
Uwe Neuhaus, Arminia Bielefeld, 1. März 2021 (nach dem 23. Spieltag)
Peter Bosz, Bayer 04 Leverkusen, 23. März 2021 (nach dem 26. Spieltag)
Markus Gisdol, 1. FC Köln, 12. April 2021 (nach dem 28. Spieltag)
Heiko Herrlich, FC Augsburg, 26. April 2021 (nach dem 31. Spieltag)
Florian Kohfeldt, SV Werder Bremen, 16. Mai 2021 (nach dem 33. Spieltag)
mst.