Horst Zingraf, Ehrenpräsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer, ist am 26. Dezember 2020 im Alter von 81 Jahren in seiner saarländischen Heimat verstorben. Zingraf hat über neun Jahre als Präsident den BDFL entscheidend geprägt und zukunftsfähig gemacht. Ihn und seine Verdienste werden wir immer in Erinnerung behalten. „Wir trauern um Horst Zingraf. Mit ihm verliert der BDFL eine seiner größten Persönlichkeiten. Er war ein herausragender und überall angesehener Trainerkollege sowie Funktionsträger", sagt der aktuelle BDFL-Präsident Lutz Hangartner.
„Trotz seiner beeindruckenden sportlichen und beruflichen Karriere war Horst stets ein hilfsbereiter Mensch, der immer ansprechbar war und jedem mit Rat und Tat zur Seite stand. Er hinterlässt eine große Lücke und sein Verlust macht uns unendlich traurig. Wir sind in Gedanken bei seiner Ehefrau Inge und seiner Familie, der wir unser tief empfundenes Mitgefühl und Beileid aussprechen möchten.“
In verschiedenen Funktionen stand Horst Zingraf dem BDFL jahrelang mit seinem enormen Erfahrungsschatz und Wissen zur Verfügung. 1978 wurde er Vorsitzender der Verbandsgruppe Südwest, wo er viele Jahre ein starkes Team mit den Stellvertretern Günter Noel und Klaus Lobert bildete. Im Juli 2003 wurde er von der BDFL-Hauptversammlung beim ITK in Freiburg als Präsident zum Nachfolger von Klaus Röllgen gewählt. In seinen drei Amtsperioden bis 2012 stellte Zingraf zahlreiche entscheidende Weichen für den deutschen Trainerverband. Es gelang ihm, die Profitrainer stärker in den BDFL zu integrieren und in die Verantwortung um das deutsche Trainerwesen einzubinden. Dazu zählen in erster Linie die Bundesligatrainer-Tagungen, die der BDFL seit 2005 regelmäßig für die Cheftrainer der 1. und 2. Bundesliga sowie die inaktiven Profitrainerkollegen veranstaltet, aber auch die Internationalen Trainer-Kongresse (ITK), bei denen die Profitrainer verstärkt ins Programm eingebunden wurden.
Unter seiner Leitung wurde 2005 der „BDFL-Ehrenkodex“ für Fußball-Trainer installiert, der von den Profitrainern mitverabschiedet wurde. Darüber hinaus entwickelte sich der BDFL unter seiner Ägide zum medialen Meinungsführer in allen Trainerangelegenheiten. Viele Interviews und Statements des Präsidenten Horst Zingraf brachten den BDFL stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und stärkten die „Marke BDFL“. Sein besonderes Augenmerk galt auch der Qualitätssicherung der Fortbildung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund sowie gegenüber den Sponsoren. Horst Zingraf fungierte aufgrund seiner BDFL-Präsidentschaft auch als ständiges Mitglied im DFB-Lehrstab Trainerausbildung.
Bei seinem Abschied aus der BDFL-Spitze wurde er im Rahmen des ITK 2012 in Augsburg von der BDFL-Hauptversammlung für seine großen Verdienste um den Bund mit „Standing Ovations“ zum Ehrenpräsident ernannt. Gleichzeitig erhielt Zingraf vom damaligen DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock auf der ITK-Bühne die DFB-Ehrennadel für seine Verdienste für den gesamten deutschen Fußball und sein jahrzehntelanges Engagement beim BDFL sowie für das deutsche Trainerwesen.
Im Herbst 2004 wurde er im portugiesischen Estoril zum 1. Vizepräsidenten des europäischen Trainer-Dachverbandes AEFCA gewählt, um die BDFL-Interessen auch international zu vertreten Er repräsentierte den BDFL regelmäßig bei nationalen und internationalen Veranstaltungen, sein Auftreten begründete hohe Anerkennung für den BDFL im Kreis der Fußball-Organisationen. Bei der AEFCA schied er altersbedingt im Jahr 2013 aus.
Der gebürtige Saarländer spielte in seiner aktiven Zeit Ende der 50er Jahre als Torwart in der damaligen Oberliga Südwest bei den Vereinen Sportfreunde Saarbrücken, Röchling Völklingen und dem 1. FC Saarbrücken. Lukrativen Angeboten aus der neugegründeten Bundesliga widerstand der gelernte Volksschullehrer, um an der Pädagogischen Hochschule ein Studium der Germanistik und Sportwissenschaften zu absolvieren. Anschließend arbeitete er als Dozent am sportwissenschaftlichen Institut der Universität Saarbrücken, wo er bis 1993 Sportlehrer ausbildete. Danach folgten mehr als zehn Jahre als Verkaufsdirektor beim Sportartikelhersteller adidas in Herzogenaurach, bis er 2004 in den Ruhestand ging. Seine erfolgreichste Zeit als Fußballtrainer hatte der A-Lizenz-Inhaber Anfang der 70er Jahre beim 1. FC Saarbrücken, wo er Otto Rehhagel als Cheftrainer ablöste.
BDFL-Präsident Lutz Hangartner abschließend: "Wir verlieren mit Horst Zingraf nicht nur einen herausragenden und prägenden Funktionsträger, der sich mit hoher fachlicher Kompetenz intensiv für die Belange des BDFL eingesetzt hat, sondern auch einen beliebten Trainerkollegen und aufrichtigen Freund. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren!“
md/28.12.2020