In der Oberliga Baden-Württemberg ist es am Samstag zu einer bemerkenswerten Fairplay-Aktion gekommen. Trainer Ramon Gehrmann von den Stuttgarter Kickers forderte seine Mannschaft im Heimspiel gegen den FC Nöttingen (Endstand: 4-1) dazu auf, ein Eigentor zu erzielen, nachdem zuvor Stuttgarts Cristian Gilés Sanchez zum zwischenzeitlichen 2-0 getroffen hatte (45.). Das Tor war aus einem Einwurf heraus entstanden, nachdem ein Nöttinger Spieler am Boden gelegen hatte und seine Teamkollegen den Ball offenbar absichtlich ins Aus gespielt hatten.

"Viele meiner Spieler hatten den Eindruck, der Ball sei versprungen und gar nicht absichtlich ins Aus gespielt worden", sagte Gehrmann. "Ich habe mich dann kurz mit dem gegnerischen Trainer und dem Schiedsrichter besprochen. Der meinte, der Ball sei wohl schon absichtlich rausgespielt worden." In der Folge bat der Kickers-Coach sein Team, die Kugel im eigenen Netz zu versenken - Lukas Kling führte den Auftrag noch vor der Pause aus.

"In der Halbzeit hatte nicht jeder Verständnis für die Aktion", sagte Gehrmann, dessen Team später noch zweimal ins gegnerische Tor traf. "Hätten wir nicht gewonnen", gestand der 46-Jährige schmunzelnd, "wäre ich wohl nicht so locker drauf".

"Ich bin ja katholisch und da oben gibt es ein Konto, und da kann man abheben und einzahlen", erklärte Gehrmann nach der Partie: "Am Mittwoch gegen Ravensburg haben wir in den letzten Minuten einen Pfostenkopfball gegen uns gehabt. Da haben wir was abgehoben vom Konto. Heute war es wahrscheinlich so, dass wir damit wieder eingezahlt haben und vielleicht wieder Guthaben vorliegt."

„Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer möchte als Berufsverband dem Trainerkollegen Ramon Gehrmann für sein vorbildlich faires Verhalten danken und ihn ausdrücklich loben“, so BDFL-Präsident Lutz Hangartner. „Er hat den in der BDFL-Satzung verankerten Ehrenkodex für Fußballtrainer in herausragender Weise gelebt bzw. umgesetzt, was in der Hektik des Spiels bzw. bei diesem Zwischenstand leider nicht selbstverständlich bzw. alltäglich ist“, stellte Hangartner abschließend lobend heraus.

Das Video der Szene finden Sie hier.

md/19.10.2020