Bernd Wiesner U-19 Trainer des SC Paderborn und sprach in seinem Vortrag beim ITK über die Bedeutung, Gebiete und die Methodik des Coachings im Nachwuchsleistungszentrum des SC Paderborn. In seiner Praxisdemonstration zeigte er den Ansatz des induktiven Lehrweges auf.
Der ausgebildete Lehrer Wiesner sprach zu Beginn seines Vortrags über die Bedeutung des Coachings und veranschaulichte die Situation, in der das Coaching betrieben wird. So geben Trainer eine Spielidee vor, die umgesetzt werden soll. Die Spieler, die diese Spielidee umsetzen sollen, bringen jedoch unterschiedliche Voraussetzungen mit. Sie sind beispielsweise unterschiedlich erzogen, haben eventuelle private Probleme oder haben schon die ein oder andere schwere oder weniger schwere Verletzung hinter sich. Die Bedeutung des Coachings ist daher umso wichtiger, um alle aus ihren unterschiedlichen Startpositionen zu dem angestrebten Leistungsstand zu führen.
Neben anderen Einflussfaktoren, z. B. sozial-psychologischen, hebt Wiesner in seinem Vortrag die Fußballausbildung hervor und sieht das Training als zentrales Element des Coachings. Dabei gibt es laut dem Jugendtrainer verschiedene Lernwege, um Dinge zu vermitteln. Genauso gebe es unterschiedliche Lerntypen, sowie unterschiedliche Voraussetzungen bei den Spielern, beispielsweise wie sie sozialisiert sind.
Um den Spielern im Training Inhalte zu vermitteln und sie zu coachen gebe es zwei Wege: den induktiven und den deduktiven. Beim induktiven Vorgehen lernen die Spieler von sich aus. Der Trainer gibt keine konkreten Vorgaben. Er sagt beispielsweise nur, dass die Spieler nach einem Anspiel schnell zum Abschluss kommen sollen. Wie sie das tun, sei ihnen selbst überlassen. Der induktive Ansatz führt dazu, dass Spieler mündig werden, da sie in gewissen Situationen selbst entscheiden, wie sie zum Erfolg kommen. Im Nachgang erarbeiten die Spieler dann zusammen mit dem Trainer den besten Weg, um ans Ziel zu kommen und eine steile Lernkurve zu gewährleisten.
Der zweite Weg ist der deduktive. Hier gibt der Trainer an seine Spieler genaue Vorgaben, wie Laufwege und die Anzahl der Ballkontakte. Hier müsse sich jeder Trainer jedoch die Frage stellen, ob die Spieler das Gelernte genauso gut verinnerlichen. Das muss jeder Trainer für sich selbst feststellen. So finde jeder Spieler seinen eigenen Lernweg, um die Spielidee des Trainers zu verinnerlichen und umzusetzen. Und das, obwohl jeder Spieler unterschiedliche Voraussetzungen mitbringe.
In seinem Praxisbeitrag im Auestadion demonstrierte Bernd Wiesner mit den U15- und U16-Junioren des SC Paderborn 07 eine Einheit zum Thema „Tore erzielen in Strafraumnähe“ mit Schwerpunkt auf dem Coachingverhalten in Form des induktiven Lernwegs. Die Spieler werden damit konfrontiert, Trainingsformen nicht nur auszuführen, sondern auch deren Sinn zu verstehen. Dadurch erkennen sie die Lösung als ihr mitentwickeltes Produkt an und können Abläufe im Idealfall nachhaltig festigen sowie im Spiel anwenden.
Bei einem induktiven Lernweg stellt der Trainer eine Bewegungsaufgabe, die die Spieler erproben und danach eigenständig Lösungen suchen. Im Anschluss wird in einem fragengeleiteten Prozess zwischen Trainer und Spielern die vermeintlich beste Lösung herausgestellt. In einem weiteren Erprobungsdurchlauf üben die Spieler das Besprochene und erhalten gezielte Bewegungskorrekturen, um individuelle Fehlerbilder aufzudecken und zu korrigieren.
Bei der ersten Übungsform der Praxisdemonstration handelte es sich um eine Passform. In der zweiten Übungsform lag der Fokus auf dem Torschuss von der Strafraumgrenze auf das Tor. Zum Schluss führten die Jungs des SC Paderborn 07 eine Spielform im 7-gegen-7 mit je einem Großtor mit Torhüter in einer Spielhälfte auf 16-er-Breite durch. Tore, die aus einer Zone 14-16 m vor dem Tor erzielt wurden, zählten dreifach. Während der gesamten Demonstrationseinheit leitete Bernd Wiesner die Mannschaft mit Fragen durch die Übung und verbesserte die Bewegungsabläufe und die Technik der einzelnen Spieler sowie die Kommunikation zwischen den Spielern.