Der ehemalige Trainer des KSV Hessen Kassel, Tobias Cramer, erläuterte in seinem Vortrag, wie verschiedene Trainerrollen wahrgenommen, eingenommen und verlassen werden können. Dabei betonte er, dass das Einnehmen von verschiedenen Rollen nur möglich sei, wenn ein Trainer nicht nur authentisch bleibe, sondern auch das eigene Ich mit seinen Stärken und Schwächen immer im Zentrum behalte. Zur Umsetzung der dargestellten Inhalte in der ersten Praxisdemonstration des 62. ITK fuhren die Kongressteilnehmer mit Sonderzügen der Straßenbahn ins Kasseler Auestadion. Dort führte Tobias Cramer mit Hilfe der U-19-Junioren des Vereins die verschiedenen Rollen in unterschiedlichen Trainingsformen dar.
Cramers Vortrag beruhte auf der Grundüberlegung, dass jeder Spieler einzigartig sei und der Trainer wissen müsse, welche Strukturen im Mannschaftgefüge vorlägen. Dazu gehöre der sportliche, aber auch der private Hintergrund der Spieler. So sollte ein Trainer Rücksicht darauf nehmen, dass beispielsweise ein körperlich arbeitender Spieler nach einem langen Arbeitstag weniger Leistung beim abendlichen Training abrufen könne als an Tagen, an denen er ausgeruht zum Training kommen kann.
Je nachdem, in welcher privaten oder sportlichen Situation ein Spieler oder in welcher sportlichen Situation sich die Mannschaft als Ganzes befinde, sei es notwendig, dass der Trainer in eine bestimmte Rolle schlüpfe. Cramer nannte die Rollen des Pädagogen, Diktators oder Bestimmers, des Psychologen, des Fußballexperten oder Analytikers des Freundes, der Vaterfigur, des Trainerkollegen oder des Visionärs.
In der folgenden Praxiseinheit stellte Tobias Cramer diese Trainerrollen mit ihren unterschiedlichen Wirkungsweisen auf die Spieler anschaulich dar:
- In der ersten Trainingsform, einer Passform mit Klatsch- und Drehvariationen, übernahm Cramer die Coachingrolle des Bestimmers. Er gab der Mannschaft klare Vorgaben hinsichtlich der Laufwege, Kontaktanzahl und der Füßigkeit.
- Bei der zweiten Trainingsform handelte es sich um ein Ballbesitzspiel mit Ballzirkulation in der Überzahl. Diese wurde in einem 4-gegen-4 mit je 4 Anspielern pro Team außerhalb des Feldes veranschaulicht. Diesmal agierte Tobias Cramer in der Coachingrolle des Moderators und Ideengebers.
- Zum Schluss demonstrierten die U-19-Junioren des KSV Hessen Kassel eine Übungsform zum Thema Angriffspressing. Diese wurde im einem positionsspezifischen 8-gegen-8 auf das halbe Spielfeld, bei dem beide Mannschaften im 4-4-2 flach agierten, auf je ein Großtor mit Torhüter ausgeführt. Cramer wechselte innerhalb der dritten Trainingsform situationsbedingt zwischen den Rollen des Bestimmers und des Motivators.