Viele Tore fallen nach Entscheidungsprozessen. Oft wirken diese Entscheidungen von außen als einfach. Aus wissenschaftlicher Sicht ist dieser Aspekt der sportpsychologischen Forschung ein wichtiger Einflussfaktor, zu dem es noch sehr viel Erkenntnis- und Entwicklungspotenzial gibt.
Es gibt noch keine Klarheit über die Frage, mit welchen Tests man die kognitiven Leistungsfaktoren erfassen sollte. Es gibt in der Entscheidungskompetenz mehrere Perspektiven:
- Handlungsperspektive: subjektive Deutung des Spielgeschehens durch den Spieler
- Expert performance approach: fußballspezifische perzeptuell-kognitive Fertigkeiten
- Cognitive component skills approach: allgemeine Fähigkeit, z.B. kognitive Flexibilität, Arbeitsgedächtnis
Zu allen drei Komponenten der Handlungsschnelligkeit gibt es mittlerweile Studien, die auf gewisse Auswirkungen kognitiver Prozesse im Sport und ihre Trainierbarkeit hinweisen. Insgesamt ist die Forschungslage jedoch noch so dünn, dass noch weitere Untersuchungen nötig sind, um genauere Aussagen treffen zu können.
Mit informativen Beispielen und Videosequenzen aus Forschungsarbeiten mit Profivereinen und dem DFB zeigte Oliver Höner sehr eindrucksvoll auf, wie die Forschung Erkenntnisse generieren will und wie die Anwendung dieser Erkenntnisse im Spitzensport aussehen könnte. Es war ersichtlich, dass Entscheidungshandeln auf dem Platz trainiert werden muss, dass aber die technische Unterstützung wie videobasiertes Training Effekte erlauben kann, ohne eine körperliche Beanspruchung in Kauf nehmen zu müssen.
Diesen gelungenen Übertrag von Wissenschaft in die Trainingspraxis strebt auch die DFB-Akademie mit dem Projekt „Wahrnehmen und Entscheiden“ an, in das Oliver Höner einen informativen Einblick gewährte. Es gilt, die Wissenschaft, den Fußball und die Technologie zu vernetzen um bestmögliche Lösungen zu entdecken. Z. B. in nachgestellten Spielszene mit Videoaufnahmen aus dem Blickwinkel eines Mittelfeldspielers in einer 360°-Perspektive zu erforschen, mit welchem Blickverhalten ein Mittelfeldspieler noch mehr Informationen aufnehmen kann.