Der Teamarzt der Nationalmannschaft zeigte auf dem ITK in Wolfsburg einfache Regeln für Trainer zum angemessenen Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auf.
Dass wissenschaftliche Studien nicht allumfassend sind und man ihnen nicht blind vertrauen solle, machte Prof. Dr. Tim Meyer zu Beginn seines Vortrages klar. Man solle „immer skeptisch sein“, so der Teamarzt. Im Idealfall soll „angewandte Forschung exakt die Fragen untersuchen, die Praktiker stellen“, sagte Meyer. Er durchleuchtet für die Kongressteilnehmer wichtige Leitfragen, die ihnen die dabei helfen sollen, wissenschaftliche Erkenntnisse besser verstehen und falls notwendig hinterfragen zu können.
So ist es wichtig stetig zu hinterfragen, ob etwas gemessen wird, was tatsächlich von Interesse ist. Es müsse sich dabei um Parameter handeln, aus denen jeder Trainer Rückschlüsse und Konsequenzen ziehen kann. Wichtig ist auch, ob der Zweck den Messaufwand rechtfertigt? Durch Messungen könnten beispielsweise Unruhen in die Mannschaft kommen, allerdings kann eben auch durch die Diagnostik ein echter Mehrwert entstehen.
Im Anschluss an eine wissenschaftliche Erhebung appelliert Tim Meyer an die Fußballlehrer, diese nach ihrer Plausibilität und den genannten Kriterien zu hinterfragen. Hat diese eine fußballspezifische Bedeutung? Denn: „Eine Bewertung einer wissenschaftlichen Studie ist kein Hexenwerk. Was man einem Trainer nicht plausibel erklären kann, wird auch nichts taugen“, rät er. Außerdem solle man Neuigkeiten misstrauen, die vorrangig mit prominenten Spielern oder Trainern beworben werden, ohne mit Studien untermauert zu sein.
Abschließend rät der Teamarzt trotz aller vorangestellter kritischer Betrachtungen zu einer größeren Offenheit gegenüber wissenschaftlichen Studien, „denn ohne diese Studien gibt es keine Innovation im Fußball.“